Aus dem Vorstand
100 Tage Marcel Budmiger
Am 5. Juni 2023 wurde Marcel Budmiger mit über zwei Dritteln der Stimmen zum neuen abl-Präsidenten gewählt. Die ersten 100 Tage im Amt sind verstrichen, im Interview fragen wir ihn, wie er im Präsidium angekommen ist.
Marcel Budmiger, wie hast du die Zeit unmittelbar nach der Wahl erlebt?
Am Apéro nach der Wahl habe ich mit meinem Mitbewerber Marco Müller angestossen und durfte viele herzliche Gratulationen entgegennehmen. Es war ein sehr emotionaler Abend für mich – so ein Amt anzutreten ist etwas einmalig Schönes. Am Tag darauf meldete sich dann schon meine Vorgängerin Marlise Egger Andermatt mit Terminen für die Präsidiumsübergabe. Mein eigentlicher Start ins neue Amt war schon kurz darauf am zweitägigen Sommerseminar mit Vorstand und Geschäftsleitung – die zwei Tage waren gut und sehr aufschlussreich, vor allem konnte ich so das Team zum ersten Mal erleben. Es läuft enorm viel bei der abl und mir wurde rasch bewusst, dass die abl keine Sommerpause kennt.
Was freute dich am meisten?
Das gesamte Team hat mich sehr herzlich empfangen und aufgenommen – auch wenn ich mir noch nicht alle Namen merken konnte. Diese Offenheit gegenüber «dem Neuen» ist nicht selbstverständlich, finde ich. Aber sie motiviert! Ich freue mich auf jeden Fall jedes Mal, wenn ich in die Geschäftsstelle gehe. Im Hinblick auf die Projekte der abl ist ein Grund zum Feiern, dass die Baubewilligung für das Areal Industriestrasse nach langem Warten nun vorliegt.
Rückblickend auf die ersten Tage: Sind die erwarteten Herausforderungen auch die tatsächlichen?
Ja und nein. Wie erwartet, sind die Mietzinsen und die Ökologisierung ein allgegenwärtiges Thema, ebenso die Arealentwicklungen an der Industriestrasse und beim ewl-Areal. Die abl ist aber vielfältiger als ich sie – auch als langjähriges Mitglied – wahrgenommen habe. Und ebenso vielfältig sind auch die Herausforderungen.
Welche drei Herausforderungen siehst du auf dich als Präsident und die abl zukommen?
Auch wenn wir uns in Vorstand und Geschäftsleitung einig sind, dass wir preisgünstig und ökologisch bauen wollen, wird dies nicht einfach in die Tat umzusetzen sein. Eine zweite Herausforderung bleibt die Suche nach Bauland und geeigneten Immobilien, um den Auftrag der Stadtluzerner Wohnpolitik zu erfüllen. Drittens müssen wir unsere Rolle als Platzhirsch der Wohnbaugenossenschaften klarer definieren. Wo gehen wir Kooperationen ein und welche Risiken sind wir bereit zu tragen? Eine vierte und persönliche Herausforderung: endlich alle Namen unseres Teams zu kennen.
Was gibt dir zu denken?
Auch wenn ich die abl bei meiner Bewerbung als grossen Dampfer auf Kurs beschrieben habe, wird mir immer mehr bewusst, wie lange der Zeithorizont ist, um beim Wohnungsbau eine Veränderung zu erreichen. Umso wichtiger ist es, dass wir heute die richtigen Entscheide für die nächsten Jahrzehnte fällen.
Die abl ist inmitten der Strategieüberarbeitung. Kannst du unseren Mitgliedern schon etwas verraten?
Der Prozess läuft noch, aber wir wollen mehr preisgünstige Wohnungen für mehr Menschen, in dem wir kleinere Wohnungen mit einfachem Standard bauen.
Wo willst du mit der abl hin?
Einerseits möchte ich mit der abl zurück zu ihren Wurzeln: dem Bau von bezahlbarem Wohnraum. Der Anteil an preisgünstigen Wohnungen soll gehalten oder besser noch ausgebaut werden. Andererseits müssen wir den Blick auch nach vorne richten. Wir wollen ökologischer werden – beim Bauen, beim Betrieb und auch auf der Geschäftsstelle. Zugleich soll die abl offen sein gegenüber neuen Lebensmodellen, Wohnformen und Möglichkeiten der Partizipation.
Was muss aus deiner Sicht bei der abl (wieder) selbstverständlich sein?
Die abl ist mit knapp 14'000 Mitgliedern sehr gross. Dennoch sollten wir unser Selbstverständnis als Genossenschaft bewahren. Im Gegensatz zu Grossgenossenschaften wie den beiden orangen Lebensmittelgrossverteilern ist bei der abl Mitsprache nicht nur möglich, sondern auch erwünscht.
Welche ungenutzten Potenziale siehst du bei der abl?
Die vielfältigen Hintergründe der abl-Mitglieder sind faszinierend. Wir haben ein enormes Know-how und es wäre schön, dieses Wissen besser in die Weiterentwicklung der abl einfliessen lassen zu können.
100 Tage Marcel Budmiger – 100 Jahre abl. Worauf freust du dich am meisten? Was wünschst du dir für das Jubiläum?
Das Jubiläum wird an vielen verschiedenen Orten auf unterschiedlichste Weise gefeiert. Ich freue mich auf viele spannende Begegnungen mit den Mietenden und Genossenschaftsmitgliedern. Auch darauf, dass unsere Mitglieder das Jubiläum mit eigenen kleinen Projekten zusätzlich bereichern.