Himmelrich 3
Im Himmelrich wird es «fancy»
Das Himmelrich ist um eine Perle reicher: Der Incline Concept Store an der Claridenstrasse verbindet modernes Industrial-Design mit einem spannenden Gastro-Angebot.
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Wer die Türe zum «Incline» aufstösst, betritt mehrere Welten gleichzeitig: ein gemütliches Brunchlokal, eine stylische Cocktailbar, eine exklusive Ladenfläche, eine laptopfreundliche Kaffeelounge sowie ein Restaurant mit gastronomischem Anspruch. Wer dabei nun ein wild zusammengewürfeltes Mischmasch befürchtet, darf beruhigt sein – das Ganze hat durchaus Konzept. Nicht umsonst heisst das Lokal mit vollem Namen «Incline Concept Store».
Der wohl beste Weg, das «Incline» wirklich zu verstehen, ist ein Gespräch mit den Menschen dahinter: Gonçalo Martins (33) und Dario Crimaudo (31). Im Luzerner Nachtleben sind sie keine Unbekannten. Ob hinter dem Tresen im Alpineum oder als Initiatoren von Projekten wie dem Event-Label «Pista», der Online-Agentur Rawport, Partys und Vernissagen im Sinnlicht an der Industriestrasse oder der Zwischennutzung NF49 am Seetalplatz – die beiden bringen viel Erfahrung mit und wissen, wie man erfolgreich Projekte realisiert. Ein eigenes Lokal zu eröffnen, war für sie der nächste logische Schritt. «Eine Bar war schon lange ein Traum von mir», gesteht Crimaudo. Und sein Partner ergänzt: «Ich wollte schon immer ein Haus schaffen, in dem verschiedene Konzepte vereint werden können.»
Chance, das Quartier mitzugestalten
Mit dem «Incline» haben sie ihre Visionen gemeinsam verwirklicht – und mit dem Lokal an der Claridenstrasse 1 den idealen Ort dafür gefunden. «Der Standort mitten in der Neustadt ist ideal», erklärt Dario Crimaudo. «Erstens bekommt man selten die Möglichkeit, ein Lokal im Innenausbau von Grund auf selbst zu gestalten – und zweitens hat dieses Quartier seinen ganz eigenen Reiz und Charme.» Die Chance, dieses noch junge Viertel aktiv mitzuprägen, wollten sich die beiden nicht entgehen lassen. Der Name «Incline», was zu Deutsch so viel wie «Neigung» oder «Schräglage» bedeutet, ist denn auch eine Hommage an das Himmelrich selbst. Er spielt auf die Tatsache an, dass sich die Wohnsiedlung Himmelrich 3 vor ihrem Abriss absenkte und in eine prekäre Schräglage geriet.
Kein klassischer Brunch
Doch was genau erwartet einen im «Incline»? Der Raum selbst steht im Zeichen des Industrial Design: Sichtbeton und Minimalismus bilden die Basis. Im Kontrast dazu setzen markante Farbakzente wie ein kupferverkleideter Tresen, orange-braune Sessel und türkis geflieste Elemente moderne, einladende Akzente. «Unser Konzept basiert auf mehreren Hauptsäulen», erklärt Gonçalo Martins. «Für die Gastronomie gibt es beispielsweise ein Tages- und ein Abendkonzept.» Tagsüber, von 9 bis 17 Uhr, bietet das Incline unter anderem einen «Late Brunch» an. «Nicht den klassischen Brunch», betont Gonçalo Martins. «Es wird eine farbenfrohe, stilvoll präsentierte Variante. Wir wollen, dass das Visuelle und der Genuss im Zentrum stehen – es wird fancy!» Am Abend durchläuft das «Incline» eine nahtlose Transformation zur Cocktail- und Weinbar. «Der Fokus liegt dann auf unseren eigenen Cocktail-Rezepten und den Weinen aus unserer Schatzkammer», verrät Martins.
Plattform für Kunstschaffende
Die dritte Säule des «Incline»-Konzepts ist die Abwechslung: Jeden Monat soll eine neue Künstlerin oder ein neuer Künstler die Räumlichkeiten bespielen dürfen. «Wir haben schon diverse Vernissagen veranstaltet und wissen, wie schwierig es für Kunstschaffende oftmals sein kann, eine Ausstellung zu organisieren und zu finanzieren. Hier wollen wir ihnen eine niederschwellige Plattform bieten», erklärt Crimaudo.
Im gleichen Rhythmus soll auch das kulinarische Angebot erneuert werden. «Wir werden jeden Monat ein neues Bier, ein neues Spezialgetränk und eine neue Spezialität auf der Karte haben», verspricht Crimaudo. Auch hier wird die Nightlife-Erfahrung der beiden deutlich: «Unser Ziel ist es, etwas zu schaffen, das wir selbst in der Gastronomieszene vermisst haben – Abwechslung und Anreize, immer wieder vorbeizukommen. Mit diesem Ansatz möchten wir unsere Gäste begeistern und ihnen ein Erlebnis bieten, das inspiriert und verbindet», erklärt Gonçalo Martins.
Das Angebot des «Incline» wird zudem durch einen kleinen Shop ergänzt, der die eigenen Hausweine, die von Martins und Crimaudo kreierten Gins und weitere Hausspezialitäten bereithält. «Wir werden in diesem Rahmen sicher auch Platz für junge Designtalente schaffen, wo sie ihre Produkte verkaufen können», sagt Crimaudo.
Endlich wieder Zeit für den Shaker
Auch für wen das «Incline» gedacht ist, wissen Gonçalo Martins und Dario Crimaudo genau: «Wir möchten einen Ort schaffen, in dem sich jeder wohlfühlt – egal ob Studentin, Freelancer oder junggebliebener Senior.» Der Raum wurde deshalb bewusst mit zahlreichen Stromanschlüssen ausgestattet, um kreatives Arbeiten zu erleichtern.
Seit die beiden umtriebigen Nachtschwärmer den Beschluss fassten, ihre Träume im Himmelrich zu verwirklichen, sind fast drei Jahre vergangen. «Der Prozess bis hierhin war eine echte Herausforderung», gesteht Dario Crimaudo. «Vom ersten Konzept über das Einholen der notwendigen Bewilligungen, den Umbau bis hin zu den Arbeitsverträgen – wir mussten uns schnell viel Wissen aneignen.»
Nun können sich Martins und Crimaudo endlich voll darauf fokussieren, Gastgeber zu sein. Die Erleichterung darüber ist den beiden anzumerken – oder wie es Crimaudo ausdrückt: «Ich freue mich sehr, nun den Cocktail-Shaker wieder öfter in die Hand zu nehmen als den Laptop.» In diesem Sinne: Cheers!