100 Jahre abl

«Ein Fest, das vor Leben strotzt»

Das Himmelrich 3 wurde am 25. Mai 2024 zur Festmeile. Den ganzen Nachmittag und Abend über feierte die abl mit Hunderten von Besucherinnen und Gästen ihren 100. Geburtstag.

Pünktlich um 11.30 Uhr startete nach der 100. Generalversammlung das öffentliche Festprogramm.

Die Zelte, die ein paar Tage zuvor im strömenden Regen aufgebaut wurden, hätte es nicht gebraucht. Es war die erste und zugleich erfreulichste Erkenntnis der grossen Jubiläumsfeier: Das Wetter spielte perfekt mit, es war sonnig und nicht zu heiss. Damit stand einem langen Fest im Innenhof des Himmelrich 3, auf der Claridenstrasse und im angrenzenden Bleicher­gärtli nichts mehr im Weg.

Ebenso angenehm: Die abl feierte zwar einen stolzen Geburtstag, aber es war in erster Linie ein Fest für die Bevölkerung. Das zeigte sich darin, dass alle von der abl mit anpackten, sei es beim Depotstand oder Aufräumen spät am Abend. Und das bewies auch das Programm, das den offiziellen Teil mit Glückwünschen und Huldigungen sympathisch knapp hielt, dafür umso mehr Platz liess für Musik, Wortkunst und Spiel. 

Den Auftakt machte nach der GV und einem ersten Set des Quartetts «belle affaire» abl-Präsident Marcel Budmiger. Er erinnerte in seiner Festrede an die 50 mutigen Menschen aus der Arbeiterbewegung, die vor 100 Jahren entschlossen gegen die Wohnungsknappheit aktiv wurden und die abl gründeten. Die visionäre Idee von damals habe bis heute Bestand und die abl sei mit ihren inzwischen fast 15'000 Mitgliedern zur Grossfamilie geworden. «Wir können stolz sein, dürfen uns aber nicht ausruhen», sagte Budmiger angesichts der ökologischen, gesellschaftlichen und wohnungspolitischen Herausforderungen. Er versprach: Die abl werde sich weiter­hin für Menschen und nicht für Profite einsetzen.

Die abl, eine «rüstige Urgrossmutter»
Stadtpräsident Beat Züsli, einst selbst in der abl-Siedlung Breitenlachen wohnhaft, betonte die zentrale Rolle der abl nicht nur in der Wohnpolitik, sondern auch in der Gestaltung von Aussenräumen. Günstiger Wohnraum sei in Luzern immer noch zu knapp und die abl die wichtigste Partnerin, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Züsli wünschte der abl, dass diese trotz des beachtlichen Alters «jung und attraktiv bleibt». Seine Parteikollegin und Regierungsrätin Ylfete Fanaj, die einst in der Siedlung Weinbergli wohnte, verglich die abl mit einer rüstigen und umtriebigen Urgrossmutter. «Ihre Werte haben bis heute Gültigkeit.» Vom Einsatz für lebenswerte Quartiere und der gemeinsamen Verantwortung profitiere letztlich die gesamte Bevölkerung, so Fanaj. 

Ylfete Fanaj, Regierungsrätin, Peter Schmid, Wohn­baugenossenschaften Schweiz, und Beat Züsli, Stadtpräsident, richteten Grussworte an die abl.

Der Beweis für die lebhafte Genossenschaft kam in Form von Kinderstimmen aus dem Sandkasten hinter der Bühne. Sie untermalten die Festansprachen und erinnerten an die nächste Generation, die hier das Sagen haben wird. 

Schliesslich sorgte Peter Schmid, Vizepräsident des Dach­verbandes Wohnbaugenossenschaften Schweiz, dafür, dass ein paar ernste Tatsachen nicht vergessen gingen: Der Marktanteil von Wohnbaugenossenschaften sinke schweizweit ­kontinuierlich seit Jahren und die Wohnbauförderung sei auf Bundes- und Kantonsebene als homöopathisch zu bezeichnen. Der Schwung komme aus Städten wie Luzern. «Diese müssen auch in Zukunft das Zugpferd sein, um sich gegen Spekulationen einzusetzen», sagte Schmid.

Porträt einer Kaffeekanne
Das Gelände lud dazu ein, sich treiben zu lassen. Das immer zahlreichere Publikum verteilte sich schön auf die verschiedenen Plätze. «Hallo» hier, «hoi» dort: Zeitweise kam man kaum vom Fleck wegen der allseits bekannten Gesichter.

Am Rand des Innenhofs hatten sich Illustratorin Yasmin König und Illustrator Olivier Samter platziert, die als «Edition Schnabulier» Live-Porträts zeichneten. Man nannte einen Haushaltsgegenstand (wobei das auch mal ein Fuchs sein konnte) und wurde flugs als diesen – zum Beispiel als Kaffeekanne – porträtiert und durfte das kleine Werk mitnehmen. Das war so witzig wie beeindruckend und sympathisch. 

Apropos witzig: Von der Claridenstrasse-Bühne, die an einen Boxring erinnerte, klang die berühmte «Mahna Mahna»-Melodie der Muppet-Show. Bingo stand auf dem Programm, für das sich vorgängig 50 Gäste angemeldet hatten. Die beiden Bingo-Masters Pascal und David schafften es, dass selbst nicht mitspielende Zuschauer*innen bestens unterhalten waren. Oder wie der Moderator sagte: «Die Freude an der Mathematik verbindet uns Menschen.»

Oder ist es vielmehr die Freude an der Musik? Vor der Bühne im Innenhof versammelten sich nun mehr Kinder als Erwachsene, es war Zeit für «Albissers Buntwösch». Während die Grossen noch fachsimpelten, woher man die vier Mitglieder überall kennt, sangen die Kleinen bereits Texte mit. In den Kinder­zimmern dieses Landes haben sich die Lieder, die es auf zwei CDs gibt, längstens bewährt. Nun war der Bann auch für die kleinen Genossenschafter*innen gebrochen und rundum wurde getanzt und Glace geschleckt.

Vom Bingo über Spoken Word und Musik: Das Fest zum 100-Jahr-Jubiläum bot für jede*n etwas.

Eine Festmeile rund ums Himmelrich
Das Bleichergärtli wurde zum Tummelplatz. Dort warteten ­verschiedene Verpflegungsangebote und das Spielmobil für Kinder. Und in der Claridenstrasse sorgten die Americana-Truppe «Ophelia’s Iron Vest» sowie eine Spoken-Word-Darbietung für Glanzpunkte. Letztere war das Resultat aus zwei Workshops mit der Künstlerin Julia Steiner, das Genossenschafter*innen vorgängig besuchen konnten. Es zeigte: Der Wohnalltag bietet so manche Geschichte für die Bühne. Hut ab für den Mut der Teilnehmenden. 

Die Claridenstrasse war dann auch Ort für eine Tavolata, an der sich elf Kochteams aus der Genossenschaft beteiligten und ihr Essen teilten. Beim gemütlichen Picknick entzogen sie sich für eine Weile dem Trubel des Festes.

Die musikalischen Schlusspunkte setzten am Abend im Innenhof zwei Luzerner Bands der Stunde: «To Athena» um die ­Sängerin Tiffany Athena Limacher dürfte man nicht mehr oft im kleinen Rahmen erleben. Sie erobern gerade weitaus grössere Bühnen über die Landesgrenze hinaus. Die Pophymnen in Englisch und Mundart bildeten den perfekten Soundtrack für den frühen Abend und kamen bei Gross und Klein an. Als das ganze Publikum zum dreistimmigen Chor einsetzte, kam eine magische Stimmung auf. «Ein Fest, das vor Leben strotzt», brachte es die Sängerin auf den Punkt. Als es schliesslich eindunkelte, gehörte die Bühne der Luzerner Band «Alois», die mit ihren entspannt-rhythmischen Songs das eine oder andere bereits etwas müde Bein nochmals animierte.

Das Publikum in einen Chor verwandelt: «To Athena» verzauberten den Innenhof. Das Jubiläumsfest fand danach mit dem Konzert von 
«Alois» seinen würdigen Abschluss.

Weitere Fotos finden Sie unter www.100jahreabl.ch/galerie. 

Auf derselben Webseite erfahren Sie zudem, welche Veranstaltungen die abl im Jubiläumsjahr als nächstes plant.