Aus der Nachbarschaft

Gemeinsam rätseln macht Spass

Ida und Ruedi Rey suchen mit Begeisterung die Unterschiede im Findsachen-Bild des abl-magazins. Wie solch ein Bild entsteht, haben sie bei ihrem Besuch im Atelier von Tino Küng erfahren. Dass sie dabei auch gleich mitgestalten durften, hat sie besonders gefreut.

«Findest du die acht Unterschiede?», fragt Illustrator Tino Küng die knapp sechsjährige Ida. Konzentriert blickt die Kindergärtnerin auf das Bild vor ihr. Zusammen mit ihrem Vater Ruedi Rey sitzt sie am Besprechungstisch in Küngs Gemeinschaftsatelier in Emmenbrücke, einem grossen, lichtdurchfluteten Raum, ausgestattet mit Arbeitsplätzen verschiedenster kreativer Schafferinnen und Schaffer. Viel gibt es hier zum Bestaunen und zum Entdecken: Zeichnungen und Bilder an Wänden und auf Tischen, eine Schneiderbüste bestückt mit einem Mantel in Arbeit, selbst eine alte Druckmaschine hat hier ihr Zuhause gefunden.

Von all dem lässt sich Ida aber nicht ablenken. Ihre volle Aufmerksamkeit schenkt sie der Zeichnung von Tino Küng. Diesen Zeichenstil kennt sie sehr gut. Wann immer das neueste abl-magazin bei der Familie Rey im Breitenlachenquartier in Luzern eintrifft, machen sich Vater und Tochter ans gemeinsame Rätseln. «Monat für Monat suchen wir die Unterschiede und haben dabei unseren Spass», sagt Rey.

Die Bilder haben es den beiden angetan. Ida gefallen die Farben und die verschiedenen Figuren und Formen, Ruedi Rey überzeugt die Fantasie und Fröhlichkeit, die er in den Bildern entdeckt. «Ich bin selbst in der Kommunikation tätig und habe meine Wurzeln in der Druckerbranche, entsprechend bedeuten mir Magazine sehr viel.

Verschiedenste liegen auf unserem Küchentisch und werden immer wieder in die Hände genommen», erzählt Rey. Auf Papier zu lesen schätze er und es sei eine willkommene Abwechslung zu seinem computerlastigen Arbeitsalltag. Das abl-magazin an sich gefällt ihm sehr gut. Neben dem Findsachen-Bild interessiert sich Ida weniger dafür. Viel lieber bastelt sie oder blättert in ihren Bilderbüchern, wovon sie viele besitze, wie sie stolz erzählt.

Nach einigen Minuten hat das Duo die ersten Unterschiede gefunden. Danach wird es zäh. Gemeinsam suchen sie weiter und unterstützen einander. «Das Suchen verteilen wir meist auf mehrere Tage. Aber es gelingt uns nicht immer, alle acht Unterschiede zu finden», sagt Rey. Fast schon etwas fies seien manche versteckt, ergänzt er mit einem Augenzwinkern.

Ida mit ihrem Vater Ruedi bei Tino im Atelier.

Ein Bild entsteht
«Ich weiss, dass manche etwas schwieriger zu finden sind», sagt Küng lachend. «Aber einfache Rätsel machen auch weniger Spass», meint er. Und genau damit gelingt es ihm, Gross und Klein zum genauen Hinschauen und Rätseln zu motivieren. Davon zeugen neben Ida und Ruedi Rey auch die Reaktionen, die Küng jeweils auf die Bilder erhält.
Über 24 Suchbilder hat der Illustrator für das abl-magazin in den vergangenen zwei Jahren kreiert. Frei in der Themenwahl, lässt er sich dafür von Aktuellem aus der Region und der abl inspirieren. Sein Vorgehen ist dabei immer gleich: «Ich zeichne eine erste Idee mit Bleistift auf ein A4-Papier und entwickle diese zum finalen Bild weiter.» Als Nächstes zeichnet er die Konturen schwarz nach und überträgt das Bild auf den Computer, wo er dieses koloriert. Mit Schattierungen, Farbnuancen und -tönen sowie der Deckkraft der Farben verleiht er dem Bild Tiefe und Dimensionen. Ganz zum Schluss platziert er die acht Unterschiede.

Und wie ist die Idee der Findsachen-Bilder überhaupt entstanden? «Bei einer Redaktionssitzung haben wir diskutiert, das von mir gestaltete Monatsbild mit einer Interaktion zu erweitern», erzählt Küng.

Für die abl gestaltet er auch das magazin und den Jahresbericht. Seine grosse Leidenschaft gilt der Illustration. Eine Aussage mit einer Bildidee zu veranschaulichen und dabei eine neue Perspektive darauf zu eröffnen, fasziniert ihn. Letztlich ist es aber die Vielfalt seiner grafischen und illustrativen Aufgaben, die ihm bei der Arbeit für verschiedenste Auftraggeber Freude bereitet. Ursprünglich in der Raumplanung tätig, hat er vor über 20 Jahren seine Zeichner- und Gestaltungsleidenschaft zum Beruf gemacht und Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Illustration in Luzern studiert.

So hat Ida die Findsachen noch nie gesehen: Tino zeigt ihr den Entwurf als Strichzeichnung.

Selbst Unterschiede platzieren
Zurück zu Ida und Ruedi Rey: Alle acht Fehler haben sie nicht gefunden. Lieber zeichnet Ida mittlerweile selbst, und zwar ins Notizheft der Schreiberin. Kein Suchbild, vielmehr ein Selbstporträt samt ihren beiden Eisbären.

Zum Schluss übergibt Küng dem Rätselduo Rey die besondere Aufgabe, drei Unterschiede in ein neues Bild zu setzen. Weil diese Arbeit für eine Kindergärtnerin am Computer etwas abstrakt ist, werden diese für einmal auf der ausgedruckten Schwarz-Weiss-Vorlage eingezeichnet. Bestückt mit einem roten Stift machen sich Vater und Tochter an die Arbeit. Bald schon sind zwei Unterschiede platziert. Für den dritten hat Ida eine besondere Idee: «Ich zeichne hier ein Brot» – sie zeigt auf eine Stelle im Bild und legt gleich los.

Für einmal hat das Vater-Tochter-Duo nicht nur Spass beim Unterschiede-Suchen, diese selbst zu platzieren, ist genauso spannend! Jetzt ist es aber Zeit, das Gespräch zu beenden. Ida hat sich noch mit einer Freundin verabredet. Zum Spielen und nicht zum Rätseln. Letzteres macht sie exklusiv mit ihrem Papa. Wenn es die Zeit erlaubt, gerne auch frühmorgens im Bett.