Vergissmeinnicht

Flüchtige Begegnung

Das nachbarschaftliche Zusammenleben spielt sich oft an der Haustür oder im Treppenhaus ab. Manchmal ist es nur ein flüchtiges «Hallo», das man sich zuruft, manchmal nutzt man die Gelegenheit für einen kurzen Schwatz. Und manchmal können gerade in diesen gemeinsam genutzten Räumen kleinere Nachbarschaftskonflikte entstehen, wenn etwa jemand zu laut die Treppen runterrennt, ein Gegenstand im Flur in die Quere kommt oder für den Geschmack einiger zu wenig auf die allgemeine Sauberkeit geachtet wird.

In Mehrparteiengebäuden sind Hauseingänge und Treppenhäuser zunächst funktionale Räume. Sie verbinden Stockwerke und bieten Platz für ­Briefkästen, Anschlagbretter oder Kinderwagenabstellplätze. Mehr und mehr werden solche Zwischen- und Übergangsräume des Alltags ­indessen von Planern und Architektinnen bewusst so gestaltet, dass sie Orte für flüchtige Begegnungen oder einen kurzen Austausch sein können. So ­unscheinbar Hauseingänge oder Treppenhäuser manchmal wirken können, so wichtig sind sie für das Zusammenleben.

Der abl waren sie deshalb wichtig genug, um sie interessierten Mieterinnen und Mietern zu präsentieren: In einer Broschüre stellte die abl im Jahr 1930 ihre ­Wohnungen vor und zeigte auf diesem Bild den Hauseingang in einem der Häuser auf Stollberg. Die abl hatte die Siedlung Ende der 1920er-Jahre nach Plänen von Otto Schärli gebaut. 

Bild aus einer Broschüre «Allgemeine Baugenossenschaft Luzern» von 1930, S. 17; Fotografin oder Fotograf unbekannt.

«Vergissmeinnicht» wird von Florian Fischer betreut. Er ist Co-Leiter des Stadtarchivs Luzern und abl-Mieter.

Haben auch Sie Fotografien von «damals» aus den abl-Siedlungen in Ihren Fotoalben? Wir freuen uns, wenn Sie diese mit uns und den Leserinnen und Lesern des magazins teilen möchten. Zusendungen bitte mit Vermerk zu Personen und Siedlungen bitte nur per Post, das professionelle Einscannen überlassen wir dem Archivar. Selbstverständlich erhalten Sie Ihre Bilder wieder zurück.