Genossenschaftskultur
Pärkli aus dem Dornröschenschlaf erweckt
Der kleine Park neben der Spannort-Siedlung fristete lange ein Mauerblümchendasein. Im Sommer hauchte ihm die abl auf Initiative aus der Nachbarschaft neues Leben ein.
In der Neustadt, inmitten von hohen Häusern und langen Strassen, gabs seit Langem eine kleine freie Fläche. Nicht viel mehr als ein paar Quadratmeter; in der Mitte ragt eine haushohe Eiche empor. Ein Platz, der mit den Jahren fast unsichtbar geworden war – auf die morschen Bänke hatte sich lange niemand gesetzt, der kaputte Pingpongtisch blieb ungenutzt.
«Ich lief jeden Tag an diesem Pärkli vorbei», erzählt Roger Stalder von der «Bettstatt» an der gleichen Strasse. «Und dachte: Ist eigentlich schade um den Platz.» Ähnlich ging es dem Kollektiv «5uf2», das sich für die Gestaltung von Freiräumen in der Stadt Luzern einsetzt. Schon einige Zeit davor hatte SP-Kantonsrat Hasan Candan bei der abl angestossen, etwas aus dieser kleinen Fläche zu machen. Mit seinem Verein «Nature Inclusive Urban Design» fördert er Biodiversität im städtischen Raum.
Neuer Quartiertreffpunkt
Nachdem Stalder und «5uf2» im vergangenen Winter auf die abl zugekommen waren, kam das Projekt recht schnell ins Rollen. Nach einer ersten Sitzung in diesem Frühjahr war man sich einig, dass zumindest die wichtigsten Instandstellungsarbeiten bald durchgeführt werden sollten. Die abl liess daraufhin den löchrigen Boden planieren, damit man darauf Boule spielen kann, und ersetzte den nicht mehr reparierbaren Pingpongtisch sowie die Holzbänke. «5uf2» steuerte mobile Bänke bei, die man je nach Bedarf einsetzen kann, beispielsweise als Zuschauerreihe an einem Pingpongturnier oder für eine gesellige Runde. Das Kollektiv organisierte zudem einen Wettbewerb zur Namensfindung. Roger Stalder kümmerte sich derweil um die Organisation und das Catering für das Einweihungsfest.
Und das war eigentlich schon die ganze Hexerei. Regula Aepli von der Fachstelle Genossenschaftskultur und Soziales bei der abl sagt: «Wir haben bewusst nur minimale Massnahmen umgesetzt.» Anstelle eines umfassenden Mitwirkungsprozesses machten wir das, was fürs Erste unbedingt nötig war. Für alles weitere ist jetzt Zeit: «Wir möchten insbesondere mit der Anwohnerschaft im Austausch sein. Für uns ist wichtig, wie sie das Pärkli nutzen möchten.» Die Siedlung an der Spannortstrasse, die leicht versetzt hinter dem Spannortpärkli liegt, hat nur wenige Aussenräume. Die 67 Wohnungen haben jeweils einen sehr kleinen Balkon, die Flächen rund um die Gebäude dienen mehrheitlich dem Verkehr.
Das Pärkli kann jetzt als wertvolle Ergänzung dienen, wenn mal ein Kindergeburtstag oder eine Quartieraktivität ansteht. Kleinere Anlässe plant die abl im nächsten halben Jahr, um die Bewohnerinnen und Bewohner der Spannort-Siedlung in die weitere Entwicklung einzubeziehen. Dass sich seit der Sanierung sehr oft Menschen im Pärkli aufhalten, freut Regula Aepli. «Es wäre natürlich schön, wenn hier ein neuer Quartiertreffpunkt entsteht.»
Festlich eingeweiht
Es war in vielerlei Hinsicht ein festlicher Anlass, als sich die treibenden Kräfte hinter diesem Pärkli am 15. September 2022 mit der Anwohnerschaft zur Einweihung des sanierten Platzes trafen. Farbige Wimpel und Lichterketten schmückten das Pärkli. Stimmengewirr mischte sich mit dem Gewusel der Kinder, die mit den für Kinderhände schweren Boule-Kugeln experimentierten. Am Pingpongtisch lieferten sich Familien und andere Gäste einen Schlagabtausch. «Der neue Pingpongtisch ist fast immer besetzt», erzählte eine Anwohnerin. «Fürs Boule-Spiel fehlt nur noch ein Lichtschalter», schmunzeln andere, als es langsam dunkel wird.
Unter 40 Ideen neuen Namen gewählt
Und dann stand ein wichtiger Teil des Abends noch aus: die Taufe. Während vier Wochen gingen bei «5uf2» über 40 Ideen ein, wie man das Spannortpärkli künftig nennen könnte. Was würde wohl auf Anklang stossen: «Pärkli Pläsché», «BouleVard» oder der zweideutige «Mach-Platz»? Unter Gitarrenklängen und im Dunkel des Herbstabends löste Judith Blum von «5uf2» kurz nach 19 Uhr das Rätsel: «Quadrätli» – angelehnt an die Form des Parks.
Im «Quadrätli» mitwirken
Sind Sie interessiert an der Nutzung des «Quadrätli» oder daran, bei der weiteren Gestaltung mitzuwirken? Dann melden Sie sich bei Katrin Burri per E-Mail (genossenschaftskultur (at) abl.ch) oder
Telefon (041 227 29 37).