Genossenschaftskultur

Nicht die Hölle, sondern das minus1

Keine und keiner zu klein, um etwas Party zu feiern, mindestens an der Eröffnung des «minus1».

Mit etwas Verzögerung ist im Sommer das «minus1» eröffnet worden. Das siedlungsinterne Lokal bietet Platz für Partys, Musiksessions oder Lesungen. Die Betriebsgruppe hat dabei selbst viel investiert und Hand angelegt.

Das Leben in der Siedlung Himmelrich 3 findet auf verschiedenen Ebenen statt – je nach Anlass und Uhrzeit. Hoch oben auf dem Dach gibts Weitsicht, Sonne pur sowie Apéros, Yoga und Spaziergänge. Im Erdgeschoss bieten der Innenhof und der Gemeinschaftsraum Schatten, Schutz vor Regen und Platz für Anlässe und Feiern aller Art. Wenn die Nacht anbricht, muss die Feier nun nicht mehr enden: Ein Stockwerk unter dem Erdgeschoss steht für Bewohnerinnen und Bewohner seit diesem Sommer das «minus1» zur Verfügung, ein Partyraum, der keine Wünsche offenlässt.
An der Claridenstrasse 2 gelangt man durch eine Treppe in die Blackbox unter dem «Kaffeekranz»: schwarze Vorhänge, schwarze Decke, schwarze Einrichtungsgegenstände. Ein dunkler Raum, wie er sich für Partys ­gehört. Farbige Lichter von der Decke durchbrechen die Dunkelheit und bewegen sich im Rhythmus der Musik, die kristallklar und mit ordentlich Wumms aus den ­Boxen schallt: Willkommen im siedlungseigenen Ausgehlokal.

Gefragt: Stehtischchen
Im Januar hatte die sechs Personen zählende Betreibergruppe den Raum im Rohbau mit Lüftung übernommen – und danach während eines halben Jahres fertig eingerichtet. So wurden etwa die wandfüllenden schwarzen Vorhänge von Hand genäht. Sie dunkeln den Raum ab und sorgen für gute Akustik. Mobiliar wie Stühle, Küchenutensilien und Gläser konnte die Gruppe vom inzwischen rückgebauten abl-Gebäude an der Bernstrasse erben.
Rund 6 000 Franken standen für die Einrichtung zur Verfügung – ein knappes Budget, wenn man an kostspielige Licht- und Soundanlagen denkt. Noch fehlen beispielsweise Stehtischchen für ruhigere Anlässe wie Lesungen oder Apéros. Für kleinere Anschaffungen oder Ersatz stehen 500 Franken pro Jahr zur Verfügung.

Ein ausgeklügeltes Check-in
Die ersten Besucherinnen und Besucher sind begeistert vom Partyraum. Daniel Misteli von der Betreibergruppe sagt nicht ohne Stolz: «Wir haben etliche Stunden investiert, vieles hier drin ist massgeschneidert. Wir hoffen, die Bewohnerschaft hat genauso viel Freude daran wie wir …»
Bewohnerinnen und Bewohner des Himmelrich 3 können den Raum vorgängig via Intranet reservieren und kostenlos benutzen. Öffnen lässt er sich mit dem Wohnungsbadge. Doch bevor die Party steigen kann, gehts zum Check-in. Daniel Misteli zeigt auf ein fix installiertes Tablet an der Wand neben der Bar – das Dashboard, ohne das hier nicht viel geht. «Es unterstützt die Nutzerinnen und Nutzer und ermöglicht einen reibungslosen Ablauf.»
Das Tablet führt selbsterklärend durch den Anmeldeprozess und liefert alle wichtigen Informationen. Name, E-Mail, Telefonnummer eingeben – und man ist offiziell registriert. Das Check-in ist nötig, um die Licht- und Musikanlage zu nutzen. Und praktischerweise sieht man auch gleich, wer den Raum zuvor genutzt hat.
Die Betreibergruppe setzt auf die Selbstverantwortung der Bewohnerschaft, aber: «Wir möchten wissen, wer wann hier war», sagt Daniel Misteli. Wenn der Raum frei ist, kann man ihn auch spontan nutzen – für ein kurzfristiges Tänzchen oder um ein DJ-Set zu üben. Oder wenn der geplante Apéro auf dem Dach von einem Gewitter überrascht wird.
In der Gruppe kommt viel Know-how zusammen, das beweist die ausgeklügelte technische Ausstattung. Über ein zweites iPad in partytauglicher Metallschutzhülle wird die Lichtanlage gesteuert. Für das angemessene Partylicht muss man kein Technikgenie sein, sondern man wählt zwischen vorprogrammierten Lichtstimmungen – von sanft bis zu wild blitzenden Strobo-Effekten. Ein Mobile-Repeater stellt den Handy­empfang sicher, denn DJs von heute bedienen sich oft bei Spotify. Nur auf eine Nebelmaschine muss das ­Partyvolk wegen der Rauchmelder verzichten.