Nachhaltigkeit

Im gemütlichen Trab zur Grünabfuhr

Bevor es losgeht, werden Wagen und Pferde vorbereitet. Dazu gehören das Striegeln, das Anlegen des Geschirrs und die Kontrolle des Zaumzeugs. Im Einsatz warten die Pferde geduldig, bis die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IG Arbeit die Grüngutcontainer zur Leerung herangekarrt haben.

In einigen Quartieren der Stadt Luzern gibt es einen besonders sympathischen Entsorgungsservice: Kompostsäckchen, Kübel und Container mit Grünzeug ­werden vom Team der IG Arbeit mit Ross und Wagen abgeholt.

Das 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählende Team der IG Arbeit Luzern teilt sich morgens in Gruppen ein. Das dauert nicht lange, schliesslich ist man eingespielt: Wer kümmert sich um den Stall, wer um den Garten, wer um das Mittagessen? Und wer geht auf die Tour mit Ross und Wagen? Heute sind es René, Patricia, Christian und Désirée.
Zuerst wird das Pferdegespann für den Einsatz vorbereitet. «Zieh den Pferden die Maske über, sonst werden sie nervös wegen der vielen herumschwirrenden Insekten», sagt Teamleiterin Annette Vuille zu Désirée, die mithilft, das Zaumzeug anzulegen. Es ist 9 Uhr, die rund zweistündige Morgentour kann beginnen. Auf dem Kutschbock nimmt neben Annette Vuille auch Hündchen Pixel Platz, zwei Leute stehen hinten auf dem Wagen, zwei laufen nebenher.

Leichte Kübel und schwere Container
Los gehts im gemütlichen Trab durch das Biregg- und das Neustadtquartier. Gemütlich ist es allerdings nur für die Besucherin auf dem Kutschbock – für die ­Frauen und Männer ist die Tour ein Knochenjob: René läuft linksseitig den Strassen entlang und sammelt die kleinen Kübel ein. Die anderen drei hieven die grossen Container hoch. «Eins, zwei, drei!», gibt Patricia den Ton an, damit das Zusammenspiel funktioniert.

PET-Flaschen und Plastik gehören nicht in die Grünabfuhr. Die Mitarbeiter der IG Arbeit kennen die Abfallsünder und -sünderinnen unterdessen. Immer wieder müssen sie die gelben Kleber anbringen: «falsches Material». 

Ein Knochenjob
Ein voller Grüncontainer kann bis zu 150 Kilogramm wiegen, das braucht ganz schön viel Kraft. Vor den Sommerferien räumen die Leute jeweils ihre Kühlschränke aus und machen Gartenarbeit, da sammelt sich viel Material an. «Hier hat jemand den Meerschweinchen-Stall ausgemistet … das gehört eigentlich nicht in den Kompost», moniert Christian, und in einem Kübel liegt sogar ein Sandwich in Aluverpackung.
«Wir kennen die heiklen Container … es sind immer etwa dieselben, die nicht fachgerecht gefüllt sind», sagt Annette Vuille. Ein Container ist zum Beispiel voll­gestopft mit PET-Flaschen, da kommt ein gelber Zettel dran. «Für solche Sachen sind wir nicht zuständig, das lassen wir stehen.»
Mehrheitlich funktioniere die Grünabfuhr jedoch sehr gut, ist sich das IG-Arbeit-Team einig. Schön sei auch, dass die Leute Freude hätten, wenn sie unterwegs ­seien: Kinder winken, Passantinnen bleiben stehen, und manche machen ein Foto von dieser aussergewöhnlichen Crew mit Ross und Wagen mitten in der Stadt. Die zwei Pferde nehmen es gelassen, sie sind Verkehr gewohnt und trotten brav die Route ab.

Der Gestank gehört dazu
Und was, wenn eins der Pferde seine eigenen Äpfel fallen lässt? «Wir haben ja den Kompost auf Rädern selbst dabei», sagt Annette Vuille und lacht. Dass es hin und wieder aus den Kübeln und Containern stinkt, nehmen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen locker. «Unsere Leute sind nicht heikel, der Geruch gehört halt dazu», sagt die Teamleiterin, lenkt das Gespann um eine Kurve und dann zurück zum «Eichwäldli». Hier wird der Kompost vom Wagen abgeladen und weiterverarbeitet, die Pferde werden in den Stall oder auf die Weide gebracht und das IG-Arbeit-Team trifft sich nach getaner Arbeit zum Zmittag: griechischer Salat und Spaghetti mit ­Basilikum aus dem eigenen Garten.

Lust auf eine Tour?
Die Grünabfuhr per Wagen und Pferd wird von der IG Arbeit im Auftrag der Stadt Luzern durchgeführt. An vier Tagen die Woche werden mehrere Quartiere in Luzern bedient. Es gibt auch Spezialfahrten: Interessierte Kinder und Erwachsene können einzeln oder in Kleingruppen bei einer Grünabfuhr-Tour dabei sein. Routen, Zeiten und weitere Informationen zur Grünabfuhr mit Ross und Wagen finden sich hier.